Ein Land unter Besetzung – Horizont

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Dieser Artikel ist in der
Ausgabe Juni 2019
zu finden.

Trotz Ressourcenreichtum bleibt
Afghanistan eines der ärmsten Lander weltweit. Jetzt sollen den Taliban Gebiete
überlassen werden.

In
Afghanistan leben ca. 36 Millionen Einwohner, die seit über 30 Jahren keinen
Frieden finden. War es im Kalten Krieg noch die Sowjetunion, die versuchte die
weitläufigen Flächen Afghanistans zu beherrschen, scheitern seit 2001 bis heute
die USA und deren NATO-Verbündete beim Versuch für Stabilität zu sorgen. Die
Kämpfer der Mudschaheddin, die seit 1979 vom CIA in der „Operation Cyclone“
[1]

und Geldern aus Saudi-Arabien hochgerüstet worden waren, besitzen auch aktuell
große Macht. Die Taliban kontrollieren heute fast die Hälfte des Landes und
werden sich als Regionalmacht weiter festigen. So trafen sich zu Beginn des
Jahres Vertreter der USA und der Taliban, um über die politische Zukunft des
Landes zu verhandeln. Der afghanische Präsident Ghani schaffte bislang kein
Treffen mit den Taliban zu vereinbaren.
[2]

US-Truppen werden Afghanistan bald verlassen

Die
Regierung spricht von 45.000 getöteten afghanischen Sicherheitskräften in den
letzten fünf Jahren.
[3]

Auch die Zahl der zivilen Opfer steigt weiter an: allein von Januar bis März
diesen Jahres wurden 581 Zivilisten getötet und 1.192 Menschen verletzt.
[4]

Gründe
für die Katastrophen im Land gibt es viele. Die nicht endenden Kampfhandlungen
sind

jedoch
Haupthindernis, um einen stabilen Staat aufzubauen. Das Interesse von
Großmächten an einer Kontrolle Afghanistans resultiert zum einen aus den
Ressourcen des Landes. Das Land besitzt die weltweit größten Kupfervorkommen,
aber auch Erdöl, Erdgas, Kohle, Lithium, Gold, Edelsteine und Seltene Erden.
Zusätzlich liegt es zwischen Zentral- und Südasien und somit an global relevanten
Handelsrouten.

Afghanistan
ist zum Großteil von Gebirgen wie dem Hindukusch durchzogen. In diesem Terrain
war militärisches Vorgehen externer Staaten selten erfolgreich. Daher liegt der
Fokus der USA jetzt darin, Soldaten aus Afghanistan abzuziehen und eine
Befriedung der Konflikte diplomatisch zu erreichen. Dennoch sollen private
Sicherheitsfirmen wie „Academi“ (ehem. „Blackwater“), die in der Mehrheit aus
US-Veteranen bestehen, langfristig in Afghanistan bleiben.

In
der nahen Zukunft wird es sehr schwer Frieden in Afghanistan zu schaffen. Die
Regierung unter Ghani, deren politischen Gegner und die Taliban haben jeweils
eigene Vorstellungen wie das Land regiert werden sollte. Vor allem die
militärische Kontrolle ist ein Streitpunkt, der nicht so leicht aufgelöst
werden kann. Ghani möchte die aktuelle Armee beibehalten, während die
Opposition wiederum plant neue Truppen zu bilden. Beide Seiten fordern eine
Entwaffnung der Taliban, was für diese nicht in Frage kommt.

Hinzu
kommen externe Großmächte wie die USA, die keine klare Strategie verfolgen und
deren Kooperationen stetig wechseln. Die aktuellen Gespräche zwischen Taliban und
US-Vertretern werden von großen Teilen der Bevölkerung nicht akzeptiert. Denn
die Taliban fordern die Abschaffung der Verfassung, der Armee und lehnen eine Demokratie
insgesamt ab. Hoffnung auf Frieden kann nur durch Einheit entstehen. Eine
Einigung bei solch unterschiedlichen

Positionen
bleibt im Moment leider nur ein Wunschgedanke.

[1]
Robert D. Billard Jr.: Operation Cyclone, How the US
Defeated the SU. (Online:
https://bit.ly/2Hd4PSj
)

[2]
Britta Petersen (Neue Züricher Zeitung): Taliban blasen Friedensgespräche wegen zu
grosser Regierungsdelegation ab.
(
Online:
https://bit.ly/2H8Vr3b
)

[3]
BBC News: Afghanistan’s Ghani says 45,000 personells
killed since 2014. (Online
https://bbc.in/2TeveE5
)

[4]
Vierteljährlicher Bericht der UN-Mission (UNAMA) vom
01. Januar bis zum 31. März 2019. (Online:
https://bit.ly/2IT0CWn
)

URL: https://web.archive.org/web/20211201062120/https://www.horizontmagazin.de/2019/06/empowerment-das-projekt-sonnenschein-der-stadtmission-chemnitz/


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