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Dieser Artikel ist in der
Ausgabe Juni 2019
zu finden.
Im Juli 2018 startete die Diakonie mit einem
Konzept, welches geflüchteten Frauen den Weg des Ankommens erleichtern sollte.
Wir besuchten das Projekt, um mit den Teilnehmerinnen zu sprechen.
In der
Migrationsberatung erkannten MitarbeiterInnen der Diakonie dass viele
geflüchtete Frauen wenig Anschluss in der neuen Heimat gefunden hatten. Gerade
für Mütter, die ohne Kinderbetreuung keinen Integrationskurs besuchen können,
gibt es eine hohe Hemmschwelle allein Kontakte zu knüpfen.
Masoda erstellt eine Collage
Derzeit besuchen das neue Projekt „Sonnenschein“ (arab.إشراق icchraq) zehn Frauen und sind begeistert. Die Nachfrage nach dem
Projekt ist so hoch, dass es bereits eine Warteliste weiterer Interessentinnen gibt.
Der Fokus liegt auch hier im Erlernen der Sprache, da nur mit
Deutschkenntnissen Selbstständigkeit möglich ist. Um die Sprachkenntnisse
direkt anzuwenden wird den Frauen auch genau erklärt, wie sie zukünftig die
Hürden der Bürokratie allein bewältigen. Kredo ist also „Hilfe zur
Selbsthilfe“.
Mitarbeiterinnen im Projekt erzählten uns, dass es
für alle Beteiligten ein Gewinn sei. Alle Seiten können zum Beispiel von den
kulturellen Unterschieden lernen. Zu Beginn war es ein Experiment. Wie unsere
Gespräche mit den Teilnehmerinnen zeigten, verläuft dieses bislang sehr
erfolgreich.
Wir
setzten unseren Besuch fort, um mit einigen Teilnehmerinnen ins Gespräch zu
kommen. Diese gaben uns Einblick in den Alltag, ihre Meinung zum Projekt und
wie sie davon profitiert haben. Alle Frauen berichteten, dass sie vor dem Start
des Projektes Schwierigkeiten im Alltag hatten.
Zuerst unterhielten
wir uns mit Dalia
,
sie ist Mutter von zwei Kindern und lebt seit 4 Jahren in Deutschland. Sie
kommt ursprünglich aus dem Libanon und ist begeistert vom Projekt. „Ich habe
hier gelernt mehr Verantwortung zu übernehmen. Durch das Deutsch lernen,
verstehe ich jetzt die Gesetze und Regeln dieses Landes und habe im Alltag mehr
Möglichkeiten mich zu unterhalten.“
Zustimmung erhielt sie dabei von Aisha.
Sie kommt aus Libyen und hat vier Kinder. Sie sagte: „Das Projekt ist
wirklich gelungen. Mit der Zeit bin ich hier viel selbstbewusster geworden und
plane nun meine eigene Zukunft unabhängig.“ Ihr Wunsch ist es, als Buchhalterin
in einem Unternehmen zu arbeiten, um damit auch ihren Kindern ein Vorbild zu
sein.
Dabei gibt es leider ein Hindernis für sie, so erklärt Aisha: „Mein Problem als Mutter ist, dass es keine Kindergärten für meine Kinder
gibt. Ich habe zwei Jahre gesucht, aber keinen Platz für sie gefunden. Deshalb kann
ich zurzeit keinen Integrationskurs besuchen. Dieses Problem haben viele
ausländische Frauen in Chemnitz.“
Masoda macht auch beim Projekt mit.
Sie kommt aus
Afghanistan und ist Mutter von zwei Kindern. Sie ist glücklich über das, was
sie durch das Projekt gelernt habe. „Ich spreche mittlerweile fast fließend
Deutsch. Davon werden ich und meine Kinder profitieren.“ Sie hofft auch, dass einige
verachtende Blicke oder Kommentare über ihr Kopftuch verschwinden. „Diese
Situationen fühlen sich sehr schmerzhaft an. Auch wenn so etwas nicht jeden Tag
passiert.“, erklärt Masoda. Oft bekommt sie auch Besuch von deutschen Freunden,
die ihr bei Problemen im Alltag helfen.
Eines der vielen Gemälde von Ludy
Ludy ist eine weitere Teilnehmerin
aus dem Libanon
. Große Unsicherheit für
ihre Familie ist die Bleibeperspektive, da ihre Familie noch keinen
Aufenthaltstitel besitzt. „Mein Problem ist das lange Warten. All meine Träume
und mein Ehrgeiz werden davon beeinflusst.“, erklärt Ludi.
Seit
der Beteiligung am Projekt konnte sie aber viele positive Erfahrungen und
Wissen sammeln. Insgesamt ist sie, ebenso wie die anderen Teilnehmerinnen, sehr
zufrieden im „Projekt Sonnenschein“. „Ich würde gern auf einer Messe in
Chemnitz unser Projekt vorstellen. Dann könnte ich mehr Frauen einladen bei
ähnlichen Projekten mitzumachen. Ich lehne es ab, dass geflüchtete Frauen
einfach zuhause bleiben.“, betont Ludy.
URL: https://web.archive.org/web/20211018125814/https://www.horizontmagazin.de/2019/06/faktenordner-rubrik-fluchtlinge-bekommen-mehr-als-hartz-iv-empfanger/
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