Von Herzen – Horizont

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Dieser Artikel ist in der
Ausgabe Juni 2019
zu finden.

Wegen
meiner Arbeit als Chefredakteurin in Libyen zum Tode verurteilt und geflohen,
sind dies meine ersten Schritte im alten Beruf – in einem neuen Land.

Journalismus ist meine Wahl
und mein Schicksal. Es ist eine Berufung und diese fließt mit dem Blut in
meinen Venen. Trotz vieler Schwierigkeiten und Anfeindungen habe ich die
Entscheidung für diesen Beruf getroffen. Denn meine Sturheit und mein Wille
waren stärker als alle Hürden.

Journalismus half mir, dass
ich allen Gefahren und Schrecken begegnen kann. Ich sehe es als meine Aufgabe
Botschafterin zu sein. Meine Motivation für diese Arbeit besteht für mich also
nicht darin, dass ich etwas verdiene.

Die Bedrohungen und
Mordversuche machten mir nichts aus. Im Gegenteil: Ich wurde immer überzeugter,
auf dem richtigen Weg zu sein! Ich habe versucht, durch meine Arbeit für eine
Zeitung in Tripolis und meine wöchentliche Rubrik „safirat anzar“ (arab.  – deutsch: Warnhinweis), sämtliche Formen der
Korruption zu bekämpfen. Egal ob die Bestechung in der Wirtschaft, der Politik
oder der Gesellschaft allgemein stattfand. Ich kämpfte gegen Bestechung,
Ausbeutung im Jobs und Drogenhändler.

Doch das war mir nicht genug.
Ich erhielt Zugriff auf Gefängnisakten und traf Menschen in Haft, manche waren
in Untersuchungshaft andere bereits verurteilt. Ich wollte mehr über ihre
Probleme erfahren und sie in ihre Situation überprüfen. Dafür habe ich eine
eigene Rubrik erstellt. Ich glaube, dass einige der Inhaftierten wirkliche
Verbrecher waren, aber trotz ihrer Schuld darf ihnen die Menschlichkeit nicht
genommen werden. Ich habe dabei immer nach den Grundsätzen des Berufs und
dessen Kodex gearbeitet.

Nach einer Pause von knapp
vier Jahren kehre ich jetzt zurück. Vier Jahre habe ich kein einziges Wort über
das Leid geschrieben, welches ich und meine Heimat erlebt haben. Kein Wort über
all die Wut und Ablehnung. Aber die Ermutigung und Achtung für mich und meine
Arbeit, lassen mich wieder den Stift halten und die Arbeit auf den Feldern des
ehrlichen Wortes wieder aufnehmen.

Es ist eine Ehre für dieses
Magazin mitzuwirken, auf dessen Veröffentlichung und ersten Auftritt im Licht
wir alle erwarten.

URL: https://web.archive.org/web/20211201072355/https://www.horizontmagazin.de/2019/08/the-spy-who-wasnt-one/?lang=en


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